Queeres Leben in Marzahn-Hellersdorf
Meine Kolleg*innen Sebastian Walter und Anja Kofbringer haben eine Anfrage zum Queeren Marzahn-Hellersdorf gestellt. Darin haben sie verschiedene Aspekte zu queerem Leben in Marzahn-Hellersdorf erfragt. Die Antwort erschüttert mich. Zu der einen Hälfte der sehr diversen Fragen liegen dem Bezirksamt bis jetzt keine Informationen vor. Die andere Hälfte der Antworten fallen meiner Meinung nach größtenteils unzureichend aus. Falls aufgrund der aktuelle Situation mit dem Coronavirus einige der Informationen in der kurzen Zeit nicht gesammelt wurden konnten, wäre es gut, dass diese zeitnah nachgereicht werden.
Berlin ist eine vielfältige Stadt und deswegen sollten auch allen Menschen -egal welches Geschlecht oder welcher Sexualität- gleichberechtigt gleichberechtigt leben können. Dafür kämpfen wir GRÜNEN seit es uns gibt. Leider ist es aber auch noch im Jahr 2020 Realität, dass queere Menschen alltägliche Diskriminierung erfahren und nicht gleichberechtigt an dem gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Wir haben in Berlin schon einiges geschafft, indem in vielen Bezirken Safe-Spaces geschaffen wurden, es gesonderte Beratungsangebote für queere Menschen gibt und auch Räume für queere Jugendliche existieren. Diese Maßnahmen müssen aber noch weiter ausgebaut werden und auch Marzahn-Hellersdorf muss seinen Teil dazu leisten.
Damit in der Gesamtgesellschaft das Bewusstsein für diverses queeres Leben steigt, muss Sichtbarkeit dafür geschaffen werden. Dies ist dadurch möglich, dass beim CSD eine pride-Fahne gehisst wird und die Fahnen von inter* und trans* Personen an den entsprechenden Tagen. Da sehe ich aber auch noch Potenzial, indem beispielsweise im bezirklichen Museum verstärkt und dauerhaft über queeres Leben berichtet wird.
6. Vor welchen bezirklichen Einrichtungen wird zu welchen Anlässen die Regenbogenfahne oder die Trans-/Interfahnen gehisst? Seit wann ist dies üblich?
Zu 6.: Anlässlich des jährlich stattfindenden Christopher Street Days im Juli werden entsprechende Fahnen am Rathaus Marzahn-Hellersdorf, Alice-Salomon-Platz 3, sowie am Bürodienstgebäude am Helene-Weigel-Platz 8 gehisst.
Insbesondere queere Jugendliche brauchen in besonderer Form die Möglichkeit sich in sicheren und möglichst diskriminierungsfreien Räumen auszutauschen. Diese Angebote darf es nicht erst am anderen Ende der Stadt geben. Ich erwarte vom Bezirk, dass hier gegensteuert und entsprechende flächendeckende Angebote für Jugendliche geschaffen werden.
12. Gibt es im Bezirk Angebote für queere Jugendliche? Sind Jugendclubs und andere Jugendfreizeiteinrichtungen für das Themenfeld sexuelle und geschlechtliche Identität und Vielfalt sensibilisiert? Welche Angebote zur Fort- und Weiterbildung gibt es für Mitarbeiter*innen der Einrichtungen und wie werden diese genutzt? Wie informieren der Bezirk und seine Jugendeinrichtungen über berlinweite Angebote für queere Jugendliche?
Zu 12.: In Marzahn-Hellersdorf gibt es kein spezielles Angebot für jugendliche LSBTI. Die Einrichtungen der Jugendhilfe sind jedoch für dieses Themenfeld sensibilisiert. Mitarbeitende können die Fortbildungsangebote über das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg (SFBB) nutzen. Darüber hinaus wird im Bezirk mindestens einmal jährlich ein Fortbildungsangebot von der Arbeitsgruppe für geschlechterdifferente Arbeit organisiert.
Auch besondere Gesundheitsangebote für queere Menschen sind wichtig. Insbesondere die entsprechende Schulung und Sensibilisierung des Gesundheitspersonals ist von großer Bedeutung. Viele trans* Personen vermeiden beispielsweise Artzbesuche vollständig, da sie dort regelmäßig aufgrund ihres Körpers Diskriminierung erfahren. Auch da scheint Marzahn-Hellersdorf einigen Nachholbedarf zu haben.
11. Gibt es im Bezirk queer-spezifische oder queer-sensible Gesundheitsangebote? (z.B. Beratungsstellen, speziell geschultes Fachpersonal, Präventions- und Aufklärungsangebote, etc.)
Zu 11.: Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.
Dies war natürlich nur ein Ausschnitt an den Maßnahmen, die der Bezirk ergreifen sollte. Die vollstände Anfrage von Sebastian und Anja findest Du unten in dem grünen Kasten. Die gibt einen Überblick über vielfältige Möglichkeiten, die Bezirke haben um queeres Leben zu unterstützen.
Ich wünsche mir in einem Bezirk zu leben, in dem alle Menschen gleichberechtigt leben können. Um dies zu erreichen müssen wir solidarisch mit queeren Menschen sein und aktiv Diskriminierung vorbeugen. Dazu gehört, die entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
1. Welche Maßnahmen ergreift der Bezirk zur Unterstützung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, zum Empowerment von LSBTIQ* und zur Bekämpfung von LSBTIQ*-Feindlichkeit?
Zu 1.: Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.
2. Welche Mittel stellt der Bezirk dafür zur Verfügung? Bitte nach Maßnahmen und Projekten für die letzten 5 Jahre und den Doppelhaushalt 2020/2021 aufschlüsseln.
Zu 2.: Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.
3. Welche Maßnahmen ergreift das Bezirksamt für 2020/2021, um die IGSV (Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ – Stand Juli 2019) im Bezirk umzusetzen?
Zu 3.: Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.
4. Welches Bezirksamtsmitglied ist federführend, welche Abteilung ist ausführend für die Umsetzung der IGSV und die weiteren Maßnahmen im Bereich LSBTIQ* zuständig? Bitte aufschlüsseln. Wurde, wie im Rahmen der IGSV vorgesehen, im Bezirk eine Ansprechperson für die Umsetzung der IGSV benannt? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, an welcher Stelle im Bezirksamt ist die Ansprechperson angedockt?
Zu 4.: Für die Umsetzung der IGSV ist die Bezirksbürgermeisterin federführend zuständig. Die Einrichtung einer Stelle einer Ansprechperson für die Umsetzung der IGSV ist im Doppelhaushalt 2020/2021 vorgesehen.
5. Gibt es im Bezirk eine*n Queerbeauftragte*n? Wenn nein, gibt es Planungen zur Einrichtung einer solchen Stelle? Wenn ja, seit wann, mit welchem Stellenumfang und mit welchem Arbeitsgebiet?
Zu 5.: Im Bezirk gibt es derzeit keine solche Stelle. Weitere Informationen liegen dem Senat hierzu nicht vor.
6. Vor welchen bezirklichen Einrichtungen wird zu welchen Anlässen die Regenbogenfahne oder die Trans-/Interfahnen gehisst? Seit wann ist dies üblich?
Zu 6.: Anlässlich des jährlich stattfindenden Christopher Street Days im Juli werden entsprechende Fahnen am Rathaus Marzahn-Hellersdorf, Alice-Salomon-Platz 3, sowie am Bürodienstgebäude am Helene-Weigel-Platz 8 gehisst.
7. Welche Veranstaltungen gibt es im Bezirk mit LSBTIQ-Bezug? In welcher Form werden diese vom Bezirk unterstützt?
Zu 7.: Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.
8. An welchen Veranstaltungen und Aktionstagen mit queerem Kontext (z.B. CSD, IDAHOBIT, Fahnenhissung etc.) nehmen Bürgermeister*in und Stadträte regelmäßig teil?
Zu 8.: Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.
9. Finden LSBTIQ*-Anliegen in den bezirklichen Museen und bei bezirklichen Ausstellungen Berücksichtigung? Werden Aspekte von gesellschaftlicher Vielfalt und Gendermainstreaming bei Ausstellungskonzepten mitgedacht?
Zu 9.: Bislang ist keine explizite Bearbeitung des Themas im Bezirksmuseum erfolgt. Diese Aspekte finden Erwähnung dort, wo es inhaltlich angebracht erscheint. Grundsätzlich stehen Ausstellungen und Veranstaltungen des Bezirks allen Menschen offen.
10. Welche öffentlichen Orte zur Erinnerung oder Auseinandersetzung mit queerer Geschichte gibt es im Bezirk?
Zu 10.: Nach Charlotte von Mahlsdorf, Gründerin des Gründerzeitmuseums in BerlinMahlsdorf, Transvestit (Selbstbezeichnung) und engagiert für die Belange von LSBTI (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle), wurde im Bezirk eine Straße benannt sowie ein Gedenkstein errichtet. Für den homosexuellen Schriftsteller Ronald M. Schernikau wurde an seinem letzten Wohnort in Berlin-Hellersdorf in der Cecilienstraße 241 eine Gedenktafel angebracht, die von der Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land finanziert wurde.
11. Gibt es im Bezirk queer-spezifische oder queer-sensible Gesundheitsangebote? (z.B. Beratungsstellen, speziell geschultes Fachpersonal, Präventions- und Aufklärungsangebote, etc.)
Zu 11.: Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.
12. Gibt es im Bezirk Angebote für queere Jugendliche? Sind Jugendclubs und andere Jugendfreizeiteinrichtungen für das Themenfeld sexuelle und geschlechtliche Identität und Vielfalt sensibilisiert? Welche Angebote zur Fort- und Weiterbildung gibt es für Mitarbeiter*innen der Einrichtungen und wie werden diese genutzt? Wie informieren der Bezirk und seine Jugendeinrichtungen über berlinweite Angebote für queere Jugendliche?
Zu 12.: In Marzahn-Hellersdorf gibt es kein spezielles Angebot für jugendliche LSBTI. Die Einrichtungen der Jugendhilfe sind jedoch für dieses Themenfeld sensibilisiert. Mitarbeitende können die Fortbildungsangebote über das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg (SFBB) nutzen. Darüber hinaus wird im Bezirk mindestens einmal jährlich ein Fortbildungsangebot von der Arbeitsgruppe für geschlechterdifferente Arbeit organisiert.
13. Gibt es im Bezirk Angebote für queere Senior*innen? Sind Senior*innentreffs und andere Senior*inneneinrichtungen für das Themenfeld sexuelle und geschlechtliche Identität und Vielfalt sensibilisiert? Welche Angebote zur Fort- und Weiterbildung gibt es für Mitarbeiter*innen der Einrichtungen und wie werden diese genutzt? Wie informieren der Bezirk und seine Senioreneinrichtungen über berlinweite Angebote für queere Senior*innen?
Zu 13.: Die SLIM – Schwul-Lesbische Initiative Marzahn, ist ein offener Treff älterer Lesben und Schwuler, der einmal in der Woche im Stadtteilzentrum Marzahn-Mitte stattfindet. Ein Bedarf für weitere Angebote im Bezirk ist zurzeit nicht zu erkennen. Die Stadtteilzentren der Träger BALL e.V. und KLUB 74 Nachbarschaftszentrum Hellersdorf e.V. haben sich dem Themenfeld geöffnet. Es bestand bis jetzt noch keine Nachfrage zu Fort- und Weiterbildung für Mitarbeitende der Einrichtungen im Bezirk zum Thema LSBTI im Alter. Über berlinweite Angebote für die Zielgruppe der LSBTI im Alter wird durch das bezirkliche Journal 55PLUS, per E-Mail über den Verteiler des Netzwerks im Alter des Bezirks und aus dem Berliner Arbeitskreis Lesbische & Schwule Alte Menschen (BALSAM), dem der Bezirk Marzahn-Hellersdorf angehört, informiert.
14. Gibt es im Bezirk Angebote für queere Paare und Regenbogenfamilien? Sind Familientreffs und andere Familieneinrichtungen für das Themenfeld sexuelle und geschlechtliche Identität und Vielfalt sensibilisiert? Welche Angebote zur Fort- und Weiterbildung gibt es für Mitarbeiter*innen der Einrichtungen und wie werden diese genutzt? Wie informieren der Bezirk und seine Familien- und Kindereinrichtungen über landesweite Angebote für Regenbogenfamilien?
Zu 14.: Es gibt im Bezirk Marzahn-Hellersdorf kein spezielles Angebot für Regenbogenfamilien. Die Einrichtungen der Familienhilfe sind für dieses Themenfeld sensibilisiert. Mitarbeitende können die Fortbildungsangebote über das SFBB nutzen. Die Informationen erfolgen über die entsprechende bezirksweite Arbeitsgruppe und über Vernetzungsrunden.
15. Sind der Bezirksverwaltung LSBTIQ*-feindliche Vorfälle oder Übergriffe im Bezirk bekannt? Wenn ja, wie viele Vorfälle wurden jeweils in den Jahren 2016, 2017, 2018 und 2019 gemeldet? Welche präventiven Maßnahmen ergreift der Bezirk?
Zu 15.: Der bezirklichen Registerstelle zur Erfassung rechtsextremer und diskriminierender Vorfälle wurden in den Jahren 2016-2019 Vorfälle wie Angriffe und Pöbeleien gegen LSBTI wie folgt gemeldet:
2016: 7
2017: 3
2018: 4
2019: 316. Mit welchen Partner*innen wie Polizei oder Projekten arbeitet der Bezirk gegen Homo- und Trans*feindlichkeit zusammen? Wo und wie informiert der Bezirk zu Angeboten für Opfer von solchen Übergriffen?
Zu 16.: Hierzu liegen dem Senat keine Informationen vor.
Quelle: http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-22872.pdf