Wo sind die Frauen* im Stadtbild von Marzahn-Hellersdorf zu finden?
Laut Demografie-Bericht liegt der Anteil der im Bezirk lebenden Frauen* bei 50,4 % (Stand:2022). Aber spiegelt sich das auch im Stadtbild des Bezirkes ab? Das habe ich in einer Anfrage (Drucksache 19/20046) den Senat gefragt.
Raus kam ein durchmischtes Bild. Zwar sind fast die hälfte (46%) der Stolpersteine zum Gedenken an die Deportation von Frauen*. In allen anderen abgefragten Bereichen ist die Sichtbarkeit von Frauen* im Stadtbild aber gering. So sind nur 4% der Straßennamen weiblich, 4 von 20 Gedenktafeln Frauen* und sogar nur 3 von 134 Denkmäler sind zu Ehren von Frauen*. Der Bezirk sieht das Problem immerhin und bemüht sich in Zukunft mehr Straßen nach Frauen* zu benennen. Zudem gibt es immer wieder kleine, aber gute Projekte zur Verbesserung der Sichtbarkeit. Was bleibt ist aber: es gibt weder ein Konzept noch gesonderte Fördermittel um die Sichtbarkeit von Frauen* im Stadbild von Marzahn-Hellersdorf zu verbessern.
Welche Ideen haben Sie? Um darüber ins Gespräch zu kommen, lädt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Berlin am Samstag, den 12.10. um 14 Uhr, zu einem feministischen Spaziergang durch Marzahn ein. Frau von Gélieu von der Frauentouren wird uns auf eine spannende zweistündige Tour in die Geschichte wichtiger Frauen von der Marzahner Promenade bis nach Alt-Marzahn mitnehmen. Der Treffpunkt ist das Eastgate am Ausgang zur Marzahner Promenade. Packt bequeme Schuhe ein und wir sehen und bei dem Spaziergang. Eine Anmeldung ist erwünscht, spontane Teilnahmen bleiben im Rahmen der Kapazitäten möglich. Wir freuen uns.
Frage 1: Wie hoch ist der Frauenanteil der Bevölkerung in Marzahn-Hellersdorf?
„Die Geschlechterverteilung im Bezirk ist ausgewogen. Laut Demografie-Bericht des Bezirksamtes lag der Frauenanteil 2022 bei 50,4 % und der Männeranteil bei 49,6 %. Insgesamt lebten 2022 143.864 Frauen und 141.814 Männer im Bezirk. (Quelle: Demografiebericht 2022“)
Ergänzender Hinweis: Im Bericht erfolgt keine gesonderte Ausweisung der Geschlechterkategorien „divers“ oder „ohne Angabe“. Bereits auf der Ebene der KOSIS Schnittstelle (kommunaler Statistikverbund) wird das Geschlecht aggregiert. Die Kategorien „divers“ und „ohne Angabe“ werden dabei anhand des Geburtsdatums den Kategorien „weiblich“ und „männlich“ zugeordnet: Geburtstage an ungeraden Tagen werden der Kategorie „männlich“ und Geburtstage an geraden Tagen der Kategorie „weiblich“ zugewiesen.
Frage 2: Welchen Anteil haben Straßennamen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf die nach Frauen benannt sind?
„Nach dem Straßenverzeichnis von 2023 gibt 20 Straßennamen mit weiblichen historischen Persönlichkeiten und 14 Straßennamen mit weiblichem Namen in Marzahn Hellersdorf. Insgesamt gibt es also 34 Straßennamen, die nach Frauen benannt sind. Es gibt insgesamt 914 Straßen nach dem Straßenverzeichnis von 2023. Der Anteil von Straßen mit einem weiblichen Bezug beträgt demnach ca. 4 %. Straßenneubenennungen ab 2023 sind hier noch nicht aufgelistet.“
Frage 3. Wie hoch ist der Frauenanteil der dem Senat bekannten und in Marzahn verlegten Stolpersteine? (Angabe in Prozent)
„Auf Basis der Liste öffentlicher Gedenkorte im Bezirk Marzahn-Hellersdorf handelt es sich um 46 % (17 von 37).“
Frage 4. Wie viele Gedenktafeln zu Ehren von Frauen gibt es in Marzahn?
„In der der Liste öffentlicher Gedenkorte im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sind vermerkt: 3 Gedenktafeln, 1 Gedenkstein für 20 polnische Zwangsarbeiterinnen.“
Frage 5. Wie viel Gedenktafeln zu Ehren von Persönlichkeiten gibt es insgesamt in Marzahn?
„In der Liste öffentlicher Gedenkorte im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sind vermerkt: 17 Gedenktafeln, 3 Erinnerungstafeln.“
Frage 6. Wie viele Denkmäler zu Ehren von Frauen gibt es in Marzahn?
„In der Liste öffentlicher Gedenkorte im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sind vermerkt: 2 Denkmäler, 1 Erinnerungstele (nebst Ehemann). Daneben gibt es ca. 50 Kunstwerke mit weiblichen und familiären Darstellungen im öffentlichen Raum des Bezirkes Marzahn Hellersdorf.“
Frage 7. Wie viel Denkmäler gibt es insgesamt in Marzahn?
„Gemäß der Liste öffentlicher Gedenkorte befinden sich im Bezirk Marzahn Hellersdorf 134 Gedenkorte darunter: 37 Stolpersteine, 15 Gedenksteine, 22 Gedenktafeln, 9 Erinnerungstafeln, 9 Büsten, 17 Denkmäler, 3 Markierungen, 12 Stelen, 7 Ehrenmäler, 2 Porträtreliefs, 1 Infotafel (Stand Juni 2024).“
Frage 8. Gibt es ein Konzept die Sichtbarkeit von Frauen der Zeitgeschichte bspw. in den genannten Bereichen zu verbessern?
„Ein Konzept als solches gibt es nicht. Es gab und gibt immer wieder Bemühungen undVersuche, die Sichtbarkeit von Frauen auch in der Zeitgeschichte zu verbessern. Z. B. wurde das Bezirksamt mit Beschluss der BVV Marzahn-Hellersdorf im Juli 2012 ersucht, im Bezirk Straßen in Zukunft vorwiegend nach Frauen zu benennen 2012 veröffentlichte das Bezirksamt eine Bezirkskarte mit den weiblichen Straßennamen und einem Begleitheft „Auf den Wegen der Frauen. Frauennamen der Marzahn-Hellersdorfer Straßen, Plätze und Wege – Lebensgeschichten aus unserer Mitte“ dazu. Der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf beschäftigte sich in seiner Jahrestagung 2017 und im Anschluss in seinen Beiträgen zur Regionalgeschichte Nr. 15 vom Januar 2018 mit dem Titel „Frauengeschichte(n)“ dem Thema Frauen in der Geschichte Marzahn-Hellersdorfs. Weiterhin ist im Rahmen der Neugestaltung des Clara Zetkin Parks in Marzahn Nord im Jahr 2022 eine öffentliche Ausstellung mit 6 Tafeln zu Clara Zetkin, zur Geschichte des Clara Zetkin Parks und zum Gedenken an Clara Zetkin im Bezirk Marzahn-Hellersdorf entstanden, welche sich in der Mitte des Parks befindet. Eine Tafel würdigt auch die Erinnerungskultur an die Frauenrechtlerin und zum 8. März im Bezirk. Die Tafeln sind online einsehbar: https://www.berlin.de/ba-marzahnhellersdorf/_assets/gleichstellung/infotafeln_clara_zetkin_park.pdf?ts=1706016613. Zusätzlich beschäftigte sich der Frauenbeirat Marzahn-Hellersdorf regelmäßig mit dem Thema zur Verbesserung der Sichtbarkeit von Frauen im Bezirk und arbeitete an unterschiedlichen Ideen dazu. Hier fehlten bisher Ressourcen und Mittel, um diese Projekte weiter voranzubringen.
Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte beauftragte im Jahr 2021 die Historikerin Claudia von Gélieu von Frauentouren einen Stadtspaziergang mit dem Schwerpunkt auf Frauen in der Geschichte des Bezirks zu entwickeln. Der Stadtspaziergang „Die Marzahnerinnen – Göttin, Gutsherrin, Gestalterinnen…“ wurde seitdem viermal im Bezirk bis heute durchgeführt. In der frauenhistorischen Stadtführung werden folgende Themen angesprochen: das Wirken und Leben von Frauen in Marzahn-Hellersdorf in Gegenwart und Vergangenheit, Bauen und Wohnen aus Frauenperspektive, Ehrungen von Frauen im Bezirk durch Benennungen und Denkmäler, Kunst von Frauen im öffentlichen Raum und Vorstellung von Frauenprojekten und Angeboten für Frauen im Bezirk. Es ist geplant, den Spaziergang erneut anzubieten. 2023 und 2024 wurde ebenfalls der frauenhistorische Stadtspaziergang „Erinnern und Gedenken an Frauen in der NS-Zeit in Marzahn.“ durchgeführt.“ Neben diesen Maßnahmen des Bezirksamtes Marzahn Hellersdorf, setzt sich die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung dafür ein, dass Frauen bei Auszeichnungen wie dem Verdienstorden des Landes Berlin und dem Bundesverdienstkreuz, in Form von Ehrengrabstätten oder durch die Benennung öffentlicher Straßen und Plätze gleichermaßen berücksichtigt werden. Da Frauen und ihre Geschichte im öffentlichen Raum nach wie vor signifikant unterrepräsentiert sind, engagiert sie sich zudem intensiv für das Gedenken an und die Sichtbarkeit von Frauen, die in der Stadt gewirkt haben. Ein exemplarisches Projekt ist „Spreeperlen“, das bedeutende Orte in Berlin hervorhebt, an denen Frauen aktiv waren (https://www.berlin.de/sen/frauen/oeffentlichkeit/kampagnen/spreeperlen/). Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit der Abteilung Frauen und Gleichstellung mit den bezirklichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten. Auch spezifische Preise wie der Berliner Frauenpreis und der Preis für Lesbische Sichtbarkeit wurden geschaffen, um das Engagement von Frauen exklusiv zu würdigen und ihre Sichtbarkeit in der Berliner Stadtgesellschaft zu fördern.
Frage 9. Gibt es Fördermittel zur Finanzierung von Erinnerungskultur mit der Perspektive auf Frauen in MarzahnHellersdorf? Wenn ja, bitte Informationen zur Höhe und zur Möglichkeit diese zu beantragen.
„Derartige gesonderte Fördermittel sind nicht bekannt.“