Ein Audio- und Videodolmetsch-Tool für die Berliner Verwaltung?
Berlin ist eine internationale Stadt in der neben Deutsch viele verschiedene Sprachen wie Türkisch, Englisch oder auch Polnisch gesprochen werden. Das stellt auch die Verwaltung vor sprachliche Herausforderungen. Gleich zwei Projekte, AVD und SPELL, sollen die Verwaltung unterstützen. Ich habe mich beim Senat erkundigt, wie diese beiden Projekte zusammenarbeiten und wie die IKT-Steuerung Synergieeffekte zwischen Digitalisierungsprojekten garantiert (Drucksache 19/22438).
Die Senatsverwaltung für Soziales (SenASGIVA) testet demnach aktuell das Audio- und Videodolmetsch-Vorhaben (AVD). Im Rahmen eines Pilotprojekts werden 2024-2025 Audio- und Videodolmetschdienste in ausgewählten Berliner Verwaltungseinheiten eingeführt. Das Vorhaben startete im dritten Quartal 2024 und endet voraussichtlich im Dezember 2025.
Dazu nutzt die Berliner Feuerwehr die Plattform SPELL für Übersetzungen von Notrufen. Obwohl beide Projekte Übersetzungsdienste anbieten, gibt es keine Zusammenarbeit zwischen ihnen. Bereits in der Januarsitzung des Ausschusses für Digitalisierung und Datenschutz gab ich der Feuerwehr, welche die Plattform SPELL vorstellte, einen Hinweis auf das AVD-Pilotprojekt. Heute steht die SenASGIVA immerhin in Kontakt mit anderen Behörden zur Pilotierung von AVD. Unklar ist die ist die Antwort des Senats bezüglich des Einsatzes des AVD-Dienstes bei der Polizei Berlin, zwar haben diese sich informiert über eine Teilnahme, aber planen keine Nachnutzung. Für die Plattform SPELL gibt es keine Pläne, diese bei anderen Behörden nachzunutzen. Unklar bleibt daher, wie das Ziel: „Doppelarbeiten und -strukturen vermeiden und Synergien für die Verwaltung und zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger des Landes Berlin fruchtbar machen.“ erreicht werden soll.
1.Die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung hat das Audio- und Videodolmetsch-Vorhaben (AVD) pilotiert, zeitgleich setzt die Berliner Feuerwehr die Plattform SPELL unteranderem zur Übersetzung von Notrufen ein, wie arbeiten die beiden Projekte zusammen?
Die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung (SenASGIVA) prüft gemäß Richtlinien der Regierungspolitik 2023-2026 ein Landesprogramm mit einer gesamtstädtischen, zentralisierten Struktur eines Online- und Offlineübersetzungsdienst. Dafür erprobt und wertet die Senatsverwaltung im Rahmen des Pilotprojekts AVD 2024-2025 einen Audio- und Videodolmetsch-Dienst in ausgewählten Ämtern und Behörden aus. Eine Zusammenarbeit zwischen beiden Projekten – AVD und SPELL – besteht nicht. Nach einem Austausch der zuständigen Senatsverwaltungen decken beide Projekte unterschiedliche Bedarfe ab, sodass keine Synergien bestehen. Die Plattform SPELL basiert auf der Nutzung von künstlicher Intelligenz; dieser Einsatz ist für das AVD-Vorhaben zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen.
2. Welche weitere Senatsverwaltung und Behörden in Berlin wollen den AVD oder SPELL nachnutzen?
Die SenASGIVA ist im regelmäßigen Austausch mit anderen Behörden bezüglich der Pilotierung von AVD. Im April 2025 wurde die Kooperationsvereinbarung zur Teilnahme am Pilotprojekt mit dem Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf abgeschlossen. Im Laufe des Monats Mai 2025 wird der AVD-Dienst für die angemeldeten Stellen im Bezirk freigegeben. Vor Kurzem sind weitere Anfragen – bezüglich Teilnahme am AVD-Pilotprojekt bzw. Informationen darüber – seitens der Bezirksämter Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg sowie aus dem Finanzamt und von der Berliner Polizei eingegangen. Die Polizei Berlin sowie das Kompetenzzentrum für Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement (KBK) planen den Einsatz von SPELL derzeit nicht. Auch die Umsetzung von AVD ist weder von der Polizei Berlin, der Berliner Feuerwehr noch dem KBK geplant.
3.Wie stellt die IKT-Steuerung sicher, dass Synergien zwischen den digitalisierungsvorhaben in Berlin genutzt werden?
Ziel der IKT-Steuerung ist es, Doppelarbeiten und -strukturen zu vermeiden und Synergien für die Verwaltung und zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger des Landes Berlin fruchtbar zu machen. Dazu übernimmt die IKT-Steuerung in Berlin eine zentrale Rolle bei der Koordination und strategischen Ausrichtung ressortübergreifender Digitalisierungsvorhaben. Im Rahmen ihrer Aufgabe stärkt sie zudem die Zusammenarbeit der Ressorts und Bezirke untereinander, etwa über die Definition von Rollen (IKT-Rollenkonzept), Methoden und Vorgehensweisen (Geschäftsprozessmanagementleitlinien, Projektmanagementhandbuch) sowie IT-Standards (IKT-Architektur). Zudem gewährleistet die IKT-Steuerung die Transparenz hinsichtlich der Digitalisierungsprojekte im Land Berlin über das Digitalisierungs-Dashboard sowie über regelmäßige Austausche im Digitalkabinett.
Darüber hinaus stärkt die Stabstelle Digitalisierung der CDO die ressort- und bezirksübergreifende Zusammenarbeit mittels der regelmäßigen Netzwerktreffen der Digitalisierungsbeauftragten der Ressorts einerseits und der Digitalisierungsbeauftragten der Bezirke andererseits. Die Netzwerktreffen sind von dem gemeinsamen Grundverständnis getragen, lösungs- und zielorientiert sowie effizient wie kooperativ zusammen zu arbeiten und einen vertrauensvollen Austausch miteinander zu pflegen. Gemeinsam soll die digitale Transformation der Berliner Verwaltung in ihrer gesamten Breite vorangetrieben werden – für die Verwaltungsmitarbeitenden und die Bürgerinnen und Bürger des Landes Berlin. Die Netzwerke fungieren insofern u.a. als wirkungsvolle beidseitige Austausch- und Vernetzungsplattform, über die der geregelte Austausch von Wissen, Erfahrungen und Informationen mit Bezug auf Digitalisierungsprojekte, Entwicklungen, Strategien, etc. erfolgt und schaffen einen Raum für Präsentationen von Aktivitäten und Best-Practices. Zugleich dienen die Netzwerktreffen dazu, Steuerungsimpulse zu setzen und die Einhaltung der IKT- Standards zu kontrollieren.
Weiterhin wird die strategische Steuerung auf politischer Ebene durch das Digitalkabinett unterstützt. Dieses Gremium sorgt dafür, dass landesweite Vorhaben und Prozesse der Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung zielgerichtet vorangetrieben und ressortübergreifend abgestimmt und zielgerichtet umgesetzt werden – mit einem klaren Fokus auf Effizienz, Nutzerfreundlichkeit und Zukunftsfähigkeit der Verwaltung.