Senat schafft Rufbus MUVA ab und lässt den Osten im Regen stehen
Kurz vor dem Jahreswechsel wurde bekannt, dass der Rufbus MUVA im neuen Jahr abgeschafft werden soll. MUVA sollte dazu beitragen, das Angebot des öffentlichen Verkehrsangeboten in den weitläufigen Siedlungsgebieten Mahlsdorf und Kaulsdorf zu verbessern. Muva bringt Inhaber*innen eines gültiges VBB-Tickets (Tarifzone B) aktuell noch für 1€ Aufpreis zu einem nahegelegenen S- oder U-Bahnhof oder von dort zu einem virtuellen Haltepunkt. Damit soll es nach der Entscheidung von CDU und SPD vorbei sein (Drucksache 19/21176).
Bündnis 90/Die Grünen finden das eine falsche Prioritätensetzung. Richtig wäre das Angebot wie von uns angemahnt zu verbessern. Rückmeldungen aus der Nachbarschaft bemängeln zurecht die unnötig teure Erreichbarkeit von Gesundheitsorten, insbesondere rund um das Ärztezentrum und Krankenhaus in Kaulsdorf. Mit einem Antrag haben wir uns dafür eingesetzt, die Fahrten zu diesen Zielen als „Zubringerfahrten“ einzustufen und damit die Erreichbarkeit von Gesundheitsorten wie den Krankenhäusern UKB und Vivantes Kaulsdorf für Menschen deutlich zu verbessern. Auch die schwache Nutzung von MUVA lag nicht am fehlenden Bedarf, sondern der komplizierten Buchung. Nicht einmal in der BVG App war MUVA buchbar.
Nun werden die Fahrgäste im Osten wieder im Schneeregen stehen gelassen. Der Verweis des Senats auf das bestehende Angebot ist Hohn für die Menschen im Osten, die eh schon ein vergleichbar dünneres Angebot bei Bus und Bahn haben. Wir fordern den Senat auf umgehend zumindest ein Konzept für die angekündigten neuen Kiezbusse vorzulegen. Wichtig: Die neuen Kiezbusse müssen mit dem Ende von MUVA starten, um die Menschen nicht monatelang im Regen stehen zu lassen.
Frage 1: Welche Planungen für das Jahr 2025 hat der Senat für den modernen Ride-Sharing Rufbus MUVA?
Die 2022 gestartete und ursprünglich bis Ende 2025 geplante Erprobung von Rufbusleistungen hat die angestrebten verkehrlichen Ziele nicht erreichen können. Das betrifft sowohl die Nutzendenzahlen insgesamt, als auch insbesondere das Ziel, eine stärkere Nachfrage in den mit „klassischem“ Nahverkehr schlechter erschlossenen Gebieten zu generieren. Diese sollte vor allem durch einen Wechsel aus dem privaten Pkw in den ÖPNV und damit in den Umweltverbund erfolgen. Daher soll das Angebot Muva Flexible Fahrt voraussichtlich zum 1.März 2025 eingestellt werden.
Frage 2: Welchen Stellenwert hat für den Senat eine umsteigefreie Verbindungen vom Wohnort zum nächsten S- oder U- Bahnhof als Maßstab eines attraktiven ÖPNV auch im weitläufigen Siedlungsgebiet im Berliner Osten?
Der Senat setzt zur Flächenerschließung nach den Vorgaben des Nahverkehrsplans im Kern auf die vorhandenen linienbasierten ÖV-Angebote von Straßenbahn, U-Bahn und Bus. Die Verkehrsnachfrage soll hierbei weiterhin auf wohnortnahe Haltestellen nach den Vorgaben des Nahverkehrsplans gebündelt werden. Innerhalb des Bediengebiets von Muva Flexible Fahrt stehen hierfür 11 Straßenbahnlinien sowie 20 Buslinien zur Verfügung. Alle Linien bieten stets auch eine direkte Anbindung an S- oder U-Bahnhöfe. Daneben ist es dem Senat wichtig, immer wieder neue Sachverhalte oder Maßnahmen zu erproben und einen größeren Rollout zu bewerten. Dies ist im Zusammenhang mit Muva Flexible Fahrt nunmehr geschehen und führte im Ergebnis der Erprobung eines solchen Angebots trotz des sehr hohen betrieblichen und finanziellen Aufwands nicht zu einer relevanten Fahrgastnachfrage im Bediengebiet.
Frage 3: Sind alternative Rufbussysteme oder Kiezbuslinien im bisherigen Bediengebiet geplant?
Der Senat plant einen Ausbau des Kiezbusangebots im äußeren Stadtgebiet.
Frage 4: Wie bewertet die Hausleitung der Mobilitätsverwaltung diese konkrete Entwicklung?
Vor dem Hintergrund der Monitoringergebnisse und der hohen Kosten bei gleichzeitigen erheblichen Einsparvorgaben für den Landeshaushalt wird die Einstellung des Angebots als angemessen bewertet.
Das ist eine ganz, ganz bittere Nachricht. Für mich war Muva die größte Verbesserung im ÖPNV nach dem U5-Lückenschluss. Für Großfamilien gibt es auch kein vergleichbares privates Taxi-Angebot. Es ist eine Farce, das der Senat auf das bestehende Angebot hinweist. Wenn das so gut wäre, hätte es den Muva nie gebraucht.
Sehen wir der Realität ins Auge: Viele, viele Menschen hier in den Außenbezirken haben ein Auto, und deshalb nutzen sie es auch. Verhalten lässt sich nicht über kurze Zeit ändern. Man hätte den Muva dauerhaft etablieren müssen. Nun wird es wie immer heißen “Ich brauche mein Auto, weil das Angebot nicht ausreicht”.