Viel grün, viel Klimaschutz oder Klimaschutz ohne Bäume – unmöglich!
Was die Wälder im Amazonasbecken, in Malaysia oder in den nördlichen Breiten Kanadas für das Gleichgewicht des Weltklimas bedeuten, das leistet für unser Stadtklima beispielsweise der Tiergarten, der Grunewald und rund 400.000 Bäume in unseren Straßen.
Bäume sind Kohlendioxidsenken: Sie entziehen der Atmosphäre das klimaschädliche Kohlendioxid und lagern es ein. Darüber hinaus tragen sie zur Sauerstoffproduktion und Staubbindung bei und kühlen an heißen Tagen die Luft und spenden Schatten. Sie verbessern nachhaltig das Hauptstadtklima und tragen dadurch zum Wohlbefinden der BerlinerInnen und der zahlreichen BesucherInnen unserer Stadt bei. Es ist es wichtig, dass vor allem alte Bäume nicht abgeholzt werden, denn gerade alte Bäume erbringen erstaunliche Leistungen.
Doch Berlins Bäume sind bedroht durch Abgase und undichte Gasleitungen, Tiefbauarbeiten, Hundefäkalien, Kronenrückschnitt und zu kleine Baumscheiben. Im täglichen Überlebenskampf fehlt ihnen die Lobby.
Die Baumschutzverordnung gilt für immer weniger Bäume. Für Bäume in Grünanlagen und Straßen gilt sie nicht. Auch die Bäume an den Wasserstraßen werden nicht durch Vorschriften geschützt. Sondern nur durch engagierte BügerInnen, wie die Auseinandersetzung um die Bäume am Landwehrkanal gezeigt haben. Aufgrund unterlassener Unterhaltungsmaßnahmen sollten hier bis zu 200 gesunde Bäume gefällt werden. Erst durch das ehrenamtliche und unermüdliche Engagement der BerlinerInnen konnte das Schlimmste verhindert werden.
Besseren Baumschutz durch mehr Information
Berliner und Berlinerinnen müssen besser über geplante Baumfällungen informiert werden. Doch Informationen erhalten Interessierte meistens erst, wenn die Bäume gefällt sind; oft nur nach – auch für die Verwaltung – aufwendigen Recherchen. Auskünfte zu Eingriffen in das Stadtgrün müssen ohne großen Aufwand zu erhalten und transparent nachvollziehbar sein. Die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen hat daher vorgeschlagen (Drs. 16/578), in einer Datenbank innerhalb der Internetpräsenz des Landes Berlin alle wichtigen und aktuellen Eingriffe in den Berliner Baumbestand sowie deren Begründung zu dokumentieren und durch alphabetische oder lokale Sortierung überschaubar zu gestalten.
Grünanlagen in der Stadt sind für den lokalen Klimaschutz von großer Bedeutung.
Es ist sinnvoll, die positiven Effekte von Grünflächen durch Pflege und Anpflanzungen von Alleen zu verbinden. Ein engmaschiges System von vielen kleineren Grünflächen wirkt sich günstig auf das Mikroklima aus. Natürlich brauchen wir auch einige große Grünanlagen, wie z.B. den Tiergarten, unsere “Grüne Lunge”. Von großer Bedeutung ist ebenso der Erhalt des Tempelhofer Feldes als Kaltluftenstehungsgebiet als stadtklimatischer Entlastungsbereich.
Tasche leer – Grünflächenpflege als Sparbüchse
Grünflächen muss es überall im Stadtgebiet geben: für die Naherholung der Berlinerinnen und Berliner und als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Obendrein tragen Grünflächen zum Klimaschutz bei. Für Rot-Rot sind die Grünflächen jedoch nur eine „Sparbüchse“: Seit Jahren erhalten die bezirklichen Grünflächenämter weniger als die Hälfte des für den Erhalt und die Pflege notwendigen Finanzmittel. Vor allem in diesem Bereich ist viel Personal abgebaut worden.
So werden viele Bäume schneller als notwendig gefällt, weil für die notwendige Pflege und Aufsicht weder Geld noch Personal vorhanden ist. Pflegemaßnahmen werden fachkundigen Billigfirmen übertragen werden, das ist für viele Bäume der Anfang vom Ende.
Dieser Missstand wird nur eine Ende haben, wenn die Bezirke das für die Grün- und Baumpflege notwendige Geld bekommen. Denn das wenige Geld muss auch noch für Dinge wie für Müllentsorgung innerhalb der Anlagen oder die Straßenreinigung entlang der Grünanlagen ausgegeben werden. So kostet allein die Entsorgung des Abfalls aus dem Tiergarten und die Straßenreinigungsgebühren um den Tiergarten mehrere Hunderttausend Euro. Geld, das für die Pflege der Grünanlagen fehlt.
Ausgleichsabgabe – viel Geld, kein Ausgleich
Dabei gibt es Geld in Hülle und Fülle. Eingriffe in den Naturhaushalt und die Landschaft – z.B. durch Baumaßnahmen – müssen ausgeglichen werden. Entweder vor Ort durch neues Grün oder durch Geld für Maßnahmen an anderen Orten der Stadt.
Doch Berlin gibt das Geld nicht aus. Jedes Jahr nimmt Berlin mehr Geld für Naturzerstörung ein als es für die Schaffung von neuen oder den Erhalt und die Pflege vorhandener Naturflächen ausgibt. Im Jahr 2006 allein 2,3 Millionen Euro. Der Senat will das Geld (die daraus erwachsenen Zinsen kommen nicht dem Naturschutz zugute!) lieber ansparen und für prestigeträchtige Großprojekte im Naturschutz ausgeben.
Doch nicht nur den BerlinerInnen fehlt inzwischen die Natur. Auch das Stadtklima leidet darunter, wenn das Pflanzen von neuen Bäumen auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben wird.
Aber es kommt noch schlimmer: In Zukunft wollen SPD und Linkspartei mit Ausgleichszahlungen für Eingriffe in die Natur keine neuen Gründanlagen mehr schaffen. Das Geld soll ausschließlich zur Pflege bestehender Anlagen genutzt werden: „Unterhaltung des sonstigen unbeweglichen Vermögens aus zweckgebundenen Einnahmen“, lautet die bürokratische Umschreibung dafür im Hauhaltsplan für die Jahre 2008 und 2009. Bedeutet im Klartext: Die Kürzungen bei den Grünflächenämtern werden mit Geldern aufgefangen, mit denen eigentlich neue Grünanlagen geschaffen werden müssen. Schon jetzt findet sich Ausgleichszahlung für einen trockengelegten Teich oft in einer neuen Parkbank oder schlimmer noch in einer neuen Uferwand aus Beton wieder. So verschwindet immer mehr Natur aus der Stadt. Natur, auf die wir nicht nur wegen des Klimaschutzes nicht verzichten können.
Baumschutz ist auch Bürgersache
Um so wichtiger ist es, dass die BerlinerInnen den Klimaschutz durch Naturschutz nicht allein der Politik überlassen. Auch wer keinen eigenen Garten hat, kann dazu beitragen, dass Grünanlagen und Bäumen ihr Klimaschutzpotential voll zu entfalten. So bietet der Bund für Umwelt und Naturschutz Baumpatenschaften an. Ab 200 Euro – inklusive Pflanzung, Anwachspflege, Patenschaftsurkunde sowie einen keinen Umtrunk auf der Pflanzaktion – kann man Baumpate werden. Ab einer Spende von 40 Euro kann man eine symbolische Patenschaft für die Berliner Park- und Straßenbäume übernehmen. Aber auch die Pflege von Baumscheiben oder das Wässern von Bäumen in Trockenperioden ist ein wichtiger und sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz durch Grün. Und nicht zuletzt: Auch wer Hundebesitzer und Autofahrer darauf hinweist, Baumscheiben nicht als Toilette oder Parkplatz zu missbrauchen, hilft Bäumen ihre wichtige Funktion für das Klima zu erfüllen.
Baumschutz à la Rot-Rot
Für viele BerlinerInnen ist der Baumschutz ein Herzensanliegen. Nicht so für SPD und Linkspartei. Seit dem Jahr 2004 ist die Fällung von Nadelbäumen (mit Ausnahme der Waldkiefer), von Bäumen, die Gebäude vermeintlich verschatten, ebenso genehmigungsfrei wie das Absägen großer Äste. Die nächste Änderung ist schon in Vorbereitung: Selbst für die Fällung von sehr großen und alten Bäumen soll in Zukunft ein einzelner Jungbaum als Ersatzpflanzung genügen. Bisher müssen in der Regel fünf neue Bäume nachgepflanzt werden (abhängig vom Stammumfang des gefällten Baumes). Dadurch verringert sich auch der Ausgleichsbetrag zugunsten des Baumschutzes drastisch. Der wird fällig, wenn keine Ersatzpflanzung möglich oder gewollt ist. Schon vor der Fußball-WM wurden in vorauseilendem Gehorsam ein Dutzend Eichen vor dem Olympiastadion gefällt, die älter waren als das Stadion selbst. Unnötig, wie sich später herausstellte. Und die nächsten Massenfällungen kommen bestimmt. Das Wasser- und Schifffahrtsamt des SPD geführten Bundesverkehrsministeriums will im Rahmen des unsinnigen Projektes 17 fast 1.000 Bäume entlang der Spree fällen – bisher ohne Widerstand der Landesregierung.
Klimawunder Baum
In Berlin-Zehlendorf steht eine hundertjährige Buche. Sie ist 25 Meter hoch und hat einen Kronendurchmesser von 12 bis 15 Metern:
Jedes Jahr entfaltet sie eine Blattfläche von etwa 1.600 Quadratmetern, so kann sie an einem sonnigen Tag 18 Kilogramm Kohlendioxid verarbeiten. Der Baum produziert dabei täglich 13 Kilogramm Sauerstoff und 12 Kilogramm Zucker mit Hilfe der Sonnenenergie. Diese hundertjährige Buche liefert täglich Sauerstoff für zehn Menschen. Der vom Baum produzierte Zucker wird für das Holzwachstum genutzt. Außerdem filtert er durch die Blätter Staub und andere schädliche Stoffe aus der Luft. Die 100-jährige Buche kann an sonnigen Tagen bis zu 400 Liter Wasser verdunsten, wodurch sich die Luft in ihrem Kronenschatten um bis zu fünf Grad abkühlt.
Um die Leistungen dieser 100-jährigen Buche durch junge Bäume ersetzen, wäre eine Neuanpflanzung von ca. 2.500 Bäumen erforderlich.
Gutes Holz, gutes Papier
Das Gütesiegel des Forest Stewardship Council (FSC) wird für Holz und Papier verliehen, das aus einer sozialverträglichen, umweltfreundlichen und wirtschaftlich langfristig tragfähigen Produktion stammt. Während der gesamte Berliner Grunewald FSC-zertifiziert ist, tut sich das Land Berlin schwer, bei der Beschaffung von Holz und Papier auf das FSC-Siegel zu bestehen. Den Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen, eine öffentliche Kampagne zu initiieren, um insbesondere den Verkauf von Gartenmöbeln aus Tropenhölzern zugunsten von FSC-zertifiziertem Möbeln zu vermindern, haben SPD und Linkspartei abgelehnt.