Wie bekommt die Wuhle wieder mehr Wasser?
Das Wuhletal ist der größte zusammenhängende Grünzug Berlins. Es ist etwa 16 km lang und bis zu mehrere Hundert Meter breit. Im Wuhletal befinden sich Biotope sowie seltenen Tier- und Pflanzenarten. Es ist auch ein gern besuchtes Erholungsgebiet. Im Jahr 2008 wurde der erste Teil der Renaturierung auf einer Länge von etwa 12 km abgeschlossen. Nötig war und ist die Renaturierung der Wuhle aufgrund der Schließung des ehemaligen Klärwerks Falkenberg sowie der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Diese sieht vor, dass bis spätestens 2027 für die Gewässer ein guter ökologischer Zustand bzw. ein gutes ökologisches Potential erreicht werden soll.
Um das zu erreichen plant der Senat die Wuhle wieder zu einem naturnahen Gewässer zu machen. Bündnis 90/Die Grünen haben das Thema Renaturierung der Wuhle im Laufe der Jahre immer wieder kritisch begleitet. In den letzten Jahren hat uns insbesondere die Frage erreicht, warum der Wasserstand so niedrig sei. Sicher gibt es verschiedene Ursachen, aber die immer wieder verschobene Renaturierung auf den letzten 4 km zwischen S-/U Wuhletal und Köpenick ist wohl eine der Ursachen. Daher haben wir uns für die Wiederaufnahme der Planungen eingesetzt.
Aktuell arbeitet die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz unter Führung der bündnisgrünen Senatorin Günther an den Vorplanungsunterlagen für den zweiten Teil der Renaturierungsmaßnahmen. Konkrete Ergebnisse dieser Planungen sollen noch in diesem Jahr öffentlich gemacht werden. Wir haben einen ersten Einblick in die Planungen genommen und möchte im Folgenden darüber informieren.
Planungsabschnitt Biesdorfer Höhe
Die Ziele für diesen Abschnitt sind die Verbesserung der Verzahnung zwischen Gewässer und Aue, die Schaffung von mehr Raum für die eigendynamische Entwicklung zur Entstehung naturnaher besiedelbarer Lebensräume im Sohl- und Uferbereich und die Minderung von diffusen Wasserbelastungen aus dem Gewässerumfeld.
Weiterhin ist die Ausprägung des Abschnitts als Strahlursprung geplant, d.h. als ein intakter, da arten- und individuenreicher Gewässerabschnitt, der eine positive Wirkung auf das gesamte Gewässer haben soll.
Um das zu erreichen, soll der Gewässerabschnitt Biesdorfer Höhe entwickelt und neuprofiliert werden. Offen ist, ob dies in hoher, mittlerer oder tiefer Sohllage (Lage des Flussbettes) erfolgen soll. Dazu ist geplant, eine Berme, also einen horizontalen breiten Absatz in der Böschung am Hang, einzubauen. Sie kann den Erddruck auf den Fuß der Böschung vermindern.
Auch ein Gewässerrandstreifen soll ausgewiesen und Totholz eingebracht werden. Geplant ist auch, die Gewässerunterhaltung, also geplante Eingriffe, Maßnahmen und Bewirtschaftungen des Gewässers, ein- bzw. umzustellen.
Planungsabschnitt Schmetterlingswiesen
Ziele für diesen Abschnitt sind die Lenkung der Erholungsnutzung und die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit, das bedeutet, die Möglichkeit für Lebewesen sich sowohl stromauf- als auch stromabwärts ungehindert zu bewegen.
Weiterhin sind auch hier die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit sowie die Schaffung von mehr Raum für eigendynamische Entwicklung zur Entstehung naturnaher besiedelbarer Lebensräume im Sohl- und Uferbereich vorgesehen. Weiterhin soll die Ausprägung eines Teilabschnitts als Trittstein erfolgen. Trittsteine sind kleinflächige Biotopinseln oder zeitweilige Biotope zwischen einzelnen Schutzgebieten, die so für Populationen und Arten eine Verbindung zwischen den einzelnen Lebensräumen herstellen.
Um das zu erreichen ist geplant, die Durchgängigkeit und Strömungsdiversität (die Vielfalt verschiedener Strömungen) an der Wuhleblase zu verbessern. Hierzu sind verschiedene Varianten möglich. Es soll dazu ein Gewässerrandstreifen ausgewiesen werden, der Weg abgerückt sowie das Ufer abgeflacht werden.
Geplant ist ebenfalls Totholz einzubringen und die Gewässerunterhaltung, d.h. die Bewirtschaftung des Gewässers ein- bzw. umzustellen.
Planungsabschnitt unterhalb der Wuhleblase
Ziel für diesen Abschnitt ist die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit und der Strömungsdiversität sowie der Aufbau be-dingt naturnaher besiedelbarer Lebensräume. Dazu ist der Ersatz lebensraumuntypischer Gehölze durch allmähliche eigendymische Entwicklung sowie das Einbringen von Totholz geplant.
Um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen muss der effektive Abflussquerschnitt bei kleinen und mittleren Abflüssen verringert werden. Dazu kann zum Beispiel die Gewässerunterhaltung auf Stromrinnen-mahd umgestellt werden, das würde bedeuten, dass nur in der Stromrinne, also der Mitte des Flusses gemäht wird.
Eine andere Möglichkeit das Ziel zu erreichen wäre wechselseitige Bermen, also breite horizontale Absätze in der Böschung, einzubauen.
Planungsabschnitt Wuhlesee
Ziel für den Abschnitt um den Wuhlesee ist die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit sowie der Aufbau naturnaher Ufer-strukturen und der Erhalt des Wuhlesees. Geplant sind dafür die Umlenkung der Hauptströmung in die parallel zum Wuhlesee verlaufende Wuhle. Auch dazu müssen die baufälligen (Hochwasser-) Schütze und Pumpen entweder instantgesetzt oder zurückgebaut werden.
Planungsabschnitt Wuhlheide
Im Abschnitt Wuhlheide ist die Erhöhung der Fließgeschwindigkeit und der Strömungsdiversität sowie der Aufbau bedingt naturnaher besiedelbarer Uferstrukturen und die Lenkung der Erholungsnutzung Ziel der Renaturierung.
Geplant sind dafür die Aufstellung von Informationstafeln und das Einbringen von Totholz. Die Verringerung des effektiven Abflussquerschnitts bei kleinen und mittleren Abflüssen zur Erhöhung der Fließgeschwindigkeit kann wieder durch wechselseitige Bermen oder die Stromrinnenmahd erreicht werden.
ich wohne an der Wuhle Bereich UKB Berlin und stelle fest, dass die Wuhle hier ringsrum immer mehr vergammelt. Viel zu niedriger Wasserstand, trübe Brühe und Schaum. Umgestürzte Bäume zu hauf ringsrum, vor allem in den “Wäldern” hier. Soweit ich weiß, muß auch ein Naturschutzgebiet o. Biotop gepflegt werden. Davon ist hier nichts zu sehen. Wann wird dieser Bereich denn mal gemacht?
S.Ernst