Ein digitales Bürgeramt als BerlinApp oder noch eine App für Berlin?
Zunächst sollte es eine “Super-App” für Berlin werden, dann sollte es beim bestehenden Angebot bleiben und jetzt lässt Berlin sich beraten, welche App zur Hauptstadt passt. 35 verschiedene mobilen Anwendungen von Städten in- und außerhalb von Deutschland wurden verglichen.
Alle Verwaltungsleistungen und Informationen von Berlin in einer App. Das ist vermutlich ein Traum für viele Berliner*innen. Der Senat hat jetzt einen externen Dienstleister beauftragt, dieser soll zum einen bestehende digitale Angebote identifizieren und zum anderen Städte-Apps vergleichen. 35 verschiedene Apps wurden identifiziert, darunter fallen nicht nur All-in-one-Lösungen, sondern auch Bots oder Apps für Einzelleistungen wie Mängelmelder.
Gut ist, dass der Senat keine “Super-App” für Berlin mehr fordert, sondern sich anschaut, was in anderen Städten funktioniert und was nicht. Auch zu identifizieren, welche bestehende Services schnell integriert werden können, ist ein gutes Vorgehen. Denn die Welt neu zu finden, ist in Sachen Digitalisierung in Berlin nicht nötig.
1. Welche Kriterien, Voraussetzung und Features wurden dem externen Dienstleister gegeben, um einen Vergleich zwischen CityApps zu erstellen (wie in Bericht Nr.: 30 für den Ausschuss Digitalisierung und Datenschutz vom 16.10.2023 berichtet)?
Ziel der Untersuchung durch den externen Dienstleister war die Identifizierung fachlicher und technisch-funktionaler Ausprägungen, die für den Fall der Realisierung einer neuen BerlinApp aus Sicht des externen Dienstleisters zu berücksichtigen wären. Dabei stand an erster Stelle die Identifizierung bereits in der Hand des Landes Berlin bestehender digitaler Angebote und ihre technische Integrationsfähigkeit.
Darüber hinaus sollten Städte-Apps aus europäischen und nordamerikanischen Metropolen sowie Vorreiter bei der Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen in Deutschland bewertet und zum Vergleich herangezogen werden. Ein gegebenes Kriterium bei der Bewertung war der Vergleich der Städte-Apps bezüglich quantitativer und qualitativer Kriterien. Die quantitativen Kriterien hierbei waren unter anderem der Funktionsumfang und die Verbreitung. Qualitative Kriterien waren die wahrgenommene Bedienbarkeit sowie die von dem Dienstleister eingeschätzte Signifikanz der vorhandenen Funktionen.
Zudem war es ein Ziel Oberkategorien (bspw. Mängelmelder, Städtische Servicefunktionen, ÖPNV) in den untersuchten Städte-Apps zu identifizieren, über die bestehenden Angebote in Berlin in einer BerlinApp ohne funktionale Neuentwicklung realisiert werden können.
2. Welche Apps wurden in den Best-Practise-Vergleich einbezogen und aus welchen Städten stammen diese (Bitte Apps einzeln mit Name und jeweilige statt auflisten)?
Folgende in der Liste aufgeführten Apps wurden in den Best-Practice-Vergleich einbezogen. Dabei wurden sowohl städtische Service-Apps als auch Apps, die entsprechende Funktionen in regionalen- oder Länder-Apps bereitstellen, untersucht.
Nr. Name der App Land Stadt 1 Tampere.Finland Finnland Tampere 2 Stadt Wien Österreich Wien 3 Gem2Go – Die Gemeinde Österreich Mehrere App Österreich Mehrere 4 Mensch, Solingen Deutschland Solingen 5 Jaki App Indonesien Jakarta 6 Mein Heidelberg Deutschland Heidelberg 7 BCN a la Butxaca Spanien Barcelona 8 Digitales Amt Österreich – 9 City Key Deutschland Bonn 10 Sag’s Wien Österreich Wien 11 DansMaRue Frankreich Paris 12 NYC 311 USA New York City 13 Van311 Kanada Vancouver 14 Tyck Till Schweden Stockholm 15 BCN+65 Spanien Barcelona 16 München App Deutschland München 17 WienBot Österreich Wien 18 Digital Post Dänemark – 19 DigiD Niederlande – 20 Ehrenamtskarte NRW Deutschland NRW 21 / (in Entstehung) Spanien Madrid 22 / (Zusammenführung best. Services) Österreich Wien 23 Wiener Märkte Österreich Wien 24 MijnGegevens Niederlande – 25 Berichtenbox Niederlande – 26 Suomi.fi Finnland – 27 IO Italien – 28 MitID Dänemark – 29 Korekort Dänemark – 30 Ehrenamtskarte Bayern Deutschland Bayern 31 Mängelmelder Deutschland – 32 Wolfsburg App Deutschland Wolfsburg 33 Island.is Island – 34 311 Toronto Kanada Toronto 35 Fascicolo del Cittadino Italien Mailand Die nachfolgenden Hauptstädte wurden untersucht, jedoch konnte zum Untersuchungszeitpunkt keine städtische Service-App identifiziert werden (Stand September 2023):
- London (Großbritannien)
- Oslo (Norwegen)
- Kopenhagen (Dänemark)
- Amsterdam (Niederlande)
- Lissabon (Portugal)
Hallo lieber Herr Ziller,
zuerst: vielen Dank für Ihren Newsletter Bits & Berlin. Sehr informativ. Oft zu viel Infos. Leider immer mit so vielen verwaltungsinternen Abkürzungen gespickt, dass das mitunter nur aus dem Kontext heraus verständlich ist. Oder auch mal garnicht. Dennoch bin ich dankbar, auf diesem Wege immer aktuell informiert zu werden.
Konkret: jetzt wird der Start der digitalen Meldebescheinigung gefeiert. Geht aber nur, wenn man eine BundesID nutzt. Dafür brauch es dann ein BundesID-Konto. Das muss man vorher anlegen. Dafür ist ein Identifizierungsverfahren zu absolvieren. Nicht ganz trivial, wie ich finde. Für ältere Menschen ohne entsprechende Kompetenz in Sachen IT-Nutzung eine hohe Hürde.
Und im Zusammenhang mit der Identifizierung per BundesID stellt sich mir die Frage, was wird aus dem Service-Konto Berlin? Wird dem jetzt der Saft abgeklemmt? Also sein Betrieb gänzlich eingestellt? Ist ja bisher auch nicht sonderlich eingesetzt worden. Was da nutzbar ist für den Bürger / die Bürgerin Berlins ist nicht der Rede wert. Frage: ist die Hinwendung zur BundesID die strategische Abkehr von einem Service-Konto Berlin, über das ja mal alle (!) Verwaltungsdienstleistungen des Landes Berlin erreichbar sein sollten?
Und dann diese Berlin-App. Soll die dann vielleicht als vorrangig zu nutzendes Tool für die Inanspruchnahme digitaler Dienstleistungen des Landes Berlin das Service-Portal Berlin ablösen? Die Nutzung solcher Funktionalitäten auf dem Handy mit seinem Mini-Display statt am PC mit großem Monitor ist für viele Menschen, nicht nur höheren Alters, eine vermutlich nur schwer zu überwindende Hürde. Das führt dann wohl auch wieder vermehrt zu der Forderung nach analogen Zugängen zu z.B. den Bürgerämtern. Und dann eben auch zu dessen analoger Nutzung.
Mir ist derzeit vieles an der Berliner Digitalisierungs-Strategie unverständlich, unklar, nicht nachvollziehbar.
Sind nur einige der Fragen und Überlegungen, die mir gerade durch den Kopf gehen. Und die ich immer auch in die Fachgruppe Digitale Teilhabe im Alter beim Landesseniorenbeirat einbringe.
Viele Grüße aus Kaulsdorf
Günter Noa
Hallo Herr Noa,
vielen Dank für den Beitrag. Die Kritik am Newsletter kann ich gut verstehen. Die Beiträge sind eher eine kurze Zusammenstellung an etwas tiefer mit dem Thema befassten Menschen. Wir haben leider nicht die Ressourcen, alles zu ausführlich einzuordnen. Das versuchen wir hier auf der Website (so gut es gelingt).
Zur Frage des Service-Konto Berlin. Dieses ist ein Auslaufmodell. Es wird zukünftig alles über das Nutzerkonto BUND und die BundesID laufen. Bis das alles klappt, ist noch einiges zu tun. Dabei muss auch die Nutzbarkeit für Menschen ohne entsprechende Kompetenz in Sachen IT-Nutzung auf die Tagesordnung.
Was die Berlin-App genau können soll, ist bisher unklar. Dazu werden wir im neuen Jahr sicher mit dem Senat tiefer in den Austausch gehen.
viele Grüße
Stefan Ziller