Stefan Ziller

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Rückblick: Digitaler Arbeitsplatz – Digital Souverän statt Windows 11

Im Mai war Dr. Laura Dornheim (CDO von München) zum Fachgespräch: „Digitaler Arbeitsplatz: Digital souverän statt Windows 11“ in Berlin zu Gast. Thema war die Digitalisierung der Verwaltung, Open-Source, digitale Souveränität und was Berlin von München lernen kann. Hier ein kleiner Rückblick mit dem Learnings aus dem Austausch auch mit den Expert*innen die an der Veranstaltung teilgenommen haben.

Zuerst in aller Kürze Punkte die ich für Berlin mitnehme: München hat die IKT-Themen inklusive der verfahrensabhängigen IKT bei der CDO gebündelt. Das scheint besser zu funktionieren, also die dezentrale Verantwortung in Berlin. Und um Open-Source zu stärken, bietet die Stadt ein Open-Source Sabbatical für Mitarbeiter*innen in der Verwaltung an. Beides Anregungen für die Berliner Verwaltung?

Warum ist LiMux gescheitert?

Natürlich war das erste Thema der Versuch der Stadt München in der Verwaltung Linux (LiMux) einzuführen. Bekanntermaßen ist das Vorhaben gescheitert und so kehrte die Verwaltung im Jahr 2020 wieder zu Microsoft Windows zurück. Laura hatte eine ganze Liste an Gründen dabei, warum LiMux scheiterte. Grundsätzlich fehlte es an Unterstützung aus der Politik (auch über München hinaus) und durch Regierungswechsel in der Stadt Münschen verschoben sich die Prioritäten. Die Idee ein freies Betriebssystem zu verwenden, war vermeintlich seiner Zeit voraus. Open-Source durch einen vollständigen Wechsel der Desktop-Umgebung einzuführen, überforderte die Struktur.

Aus dem Beispiel LiMux lässt sich einiges ableiten:

  • Desktop nicht als Schwerpunkt begreifen, sondern gute einzelne Open-Source-Beispiele etablieren.
  • Ansetzen bei Fachverfahren, Webanwendungen, Servern und zum Beispiel Videokonferenzen wie Berlin (In 2023 auf BigBlueButton umgestiegen)
  • Open-Source-Projekte und deren Vorteile hervorheben, wie die von Berlin und München gemeinsam genutzte und entwickelte Terminsoftware für Bürgerämter.
  • Zunächst dafür sorgen, dass die IT-Infrastruktur in allen Verwaltungen funktioniert, besonders stabiles und schnelles Internet für alle Verwaltungen.

Open-Source verbreiten in der Verwaltung

Als zweites größeres Thema haben Laura, das Publikum und ich darüber diskutiert, was Open-Source für die Verwaltung bedeutet und wie dies mit digitaler Souveränität zusammenhängt. Im Zentrum dieser Debatte stand der Grundsatz “Public Money, Public Code”. Wenn der Staat mittels öffentlicher Gelder Softwareentwicklung beauftragt, muss das Ergebnis (der Code) der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Kurz: es sollte unter einer Open-Source-Lizenz eingesetzt werden. Ein Beispiel für solche Projekte / Software gibt es auf der OpenCoDE Platform. Diese wird im Auftrag des Bundesministerium des Inneren und für Heimat durch govdigital eG und Komm.One AöR weiterentwickelt und betrieben.

Eine Hürde beim Einsatz von Open-Source ist die Vergabe. Laura betonte, dass es bei der öffentlichen Vergabe kein Problem ist, Open-Source in Ausschreibungen zu ermöglichen oder gar zu fordern. Es erfordert jedoch immer wieder Überzeugungsarbeit in der Verwaltung. Wieder taucht das Beispiel der Terminvergabe auf, dessen Software von Berlin und München gemeinsam entwickelt wird. Ganz im Sinne des Onlinezugangsgesetzes (OZG) Motto “Einer für Alle” – oder kurz: “EfA”.

Ein weiteres Argument der Debatte war, dass Open-Source die digitale Souveränität stärkt. Dies bedeutet zum einen, die Verwaltung hat die Wahlmöglichkeit zwischen Anbietern aber bleibt auch handlungsfähig in Krisenzeiten. Steigende Kosten für proprietäre Software und Abo Modelle sind hier nur ein Beispiel für die Risiken fehlender Souveränität.

Digitalisierung heute in München und was wir “nachmachen” sollten

Zum Schluss ein paar Punkte, die wir als Land Berlin von der Stadt München lernen sollten. Zentralisierung allen IKT-Themen bei der CDO. Dies umfasst dort verfahrensunabhängige aber auch verfahrensabhängige Beschaffungen und Vergabe. Dies bedeutet: keine Verwaltung kann ohne Zusammenarbeit mit dem IT-Referat IKT-Produkte einführen. Eine solche Bündelung der IKT-Themen hat den großen Vorteil, dass diese eine vollständige Übersicht hat und ggf. auf Nachnutzung (in einem anderen Teil der Verwaltung genutzter Software) statt erneute Ausschreibung setzen kann.

Und noch eine spannende Idee aus München. Um Open-Source zu stärken, bietet die Stadt ein Open-Source Sabbatical für Mitarbeiter*innen in der Verwaltung an. Mitarbeiter*innen werden bezahlt freigestellt, um an einem für München relevanten Projekt zu arbeiten. Somit unterstützt der Staat die Open-Source Community, stärkt den Austausch zwischen Verwaltung und der Community.

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