Bienen, Blumen und Bauten – was geht uns das an?
Das Bienen- und Insektensterben ist mittlerweile in vielfachen Studien belegt. Die vom Wissenschaftsjournal PLOS ONE veröffentlichte Studie „More than 75 percent decline over 27 years in total flying insect biomass in protected areas“ bestätigte Ende 2017 erstmals den Insektenschwund auch in Deutschland.
Zahlreiche Entomologen hatten dazu wissenschaftliche Daten der letzten 27 Jahre an über 60 Standorten bundesweit und u.a. in vielen Naturschutzgebieten gesammelt. Sie stellten einen Rückgang der Insekten um bis zu 75 % fest. Dafür sei, so die Wissenschaftler insbesondere eine Überdüngung und der Einsatz von Pestiziden in der industriellen Landwirtschaft als verantwortlich anzusehen. Dieser führe zu einem Mangel an Artenvielfalt bei Pflanzen. Den Insekten gehe so die Nahrungsgrundlage verloren.
Einen unmittelbaren Einfluss auf den Rückgang der Insekten wird dem Einsatz von Pestiziden wie den Neonikotinoide zugeschrieben. Diese führten zu einem verändertem Fortpflanzungsverhalten und zu Koordinationsstörungen. Die Bienen finden nicht zurück zu ihrem Volk und sterben. Da Wildbienenarten aus kleineren Völkern bestehen, sind sie dadurch weitaus stärker betroffen. Dazu wird den Insekten durch die zunehmende Bebauung und Versiegelung von Grünland, einer Entwässerung von Feuchtgebieten sowie durch aufgeräumte Gärten und Parks wertvoller Lebensraum entzogen.
Wer Lust bekommen hat gleich zur Tat zu schreiten, kann mit uns auf den diesjährigen Sommerfesten in Mahlsdorf aktiv werden. Am 01. Juni 2018 sind wir von 15-18 Uhr im Pestalozzi Treff sowie am 02. Juni 2018 von 15-18 Uhr auf dem Sommerfest in Mahlsdorf Süd im Park am Körnersee. Hier wollen wir Insektenhäuser bauen und über Insekten und Bienen aufklären. Dazu sind alle Generationen herzlich eingeladen mit zu machen. Für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter bietet unser Workshop die Möglichkeit eine eigene Nisthilfe zu bauen, das nachher natürlich mitgenommen werden kann.
Zum Nachzulesen:
- der aktuellen Stand der Forschung Neonicotinoide
- die Europäischen Kommission zum aktuellen Stand der Zulassung von Neonicotinoide in der EU
- Position des NABU
Aber welche Relevanz hat dieses Insektensterben eigentlich für uns im Einzelnen?
Ökologische und wirtschaftliche Folgen
Die Folgen des massiven Insekten- und Bienensterbens sind gravierend. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf unser Ökosystem, sondern auch wirtschaftliche Folgen für uns alle. Die Bestäubungsleistung von Wildbienen und Insekten ist enorm und weitaus höher als die der Honigbienen. Der wirtschaftliche Faktor der Bestäubungsleistung insgesamt in Deutschland wird auf ca. 2 Milliarden Euro, europaweit auf ca. 15 Milliarden Euro jährlich geschätzt. Etwa zweidrittel unserer pflanzlichen Nahrung, ist auf die Bestäubung angewiesen. Ohne Bestäubung gibt es kein Obst und kein Gemüse. Aber nicht nur das: das Ökosystem gerät in eine Schieflage. Der Rückgang von Insekten hat als bedeutendes Glied in der Nahrungskette zu einem Rückgang von Kleintieren und Vögeln geführt. Durch das Fehlen der natürlichen Fressfeinde können sich so Ungeziefer und Schädlinge viel stärker ausbreiten.
Was wir dagegen tun: im Europäischen Parlament und in Marzahn-Hellersdorf
Vor dem Hintergrund des Rückgangs setzen wir Bündnisgrünen uns europa- wie bundesweit für ein Verbot von Pestiziden und für eine Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft ein. Wir arbeiten dabei auch eng mit den Naturschutzverbänden zusammen. Im Rahmen der Initiative des NABU setzen wir uns beispielsweise dafür ein, so genannte „Bunte Meter“ dieses Jahr auch in Marzahn-Hellersdorf zu realisieren. Mit Erfolg: Wiesenblumen am Straßenrand an denen sich Insekten laben wird es auch in Marzahn-Hellersdorf (wieder mehr) geben.
Naturnaher Garten
Grundsätzlich ist der natürliche Lebensraum einem „Nachbau“ geeigneter Nischen wie zum Beispiel mit einem Insektenhaus vorzuziehen.
Für alle die einen Garten oder Balkon besitzen bedeutet dies, den naturnahen Lebensraum von Insekten nach Möglichkeit zu erhalten. Die wichtigsten Kriterien sind einfach: weniger ist mehr.
- Weniger aufgeräumte Gärten bergen mehr Nistmöglichkeiten (z.B. Pflanzen im Herbst nicht zurückschneiden).
- Freiflächen sollten erhalten werden, statt versiegelte Flächen anzulegen (bspw. Kies statt Betonwege).
- Eine größtmögliche Vielfalt von heimischem Pflanzen mit ungefüllten Blüten anpflanzen, diese sind aufblühfreudiger und widerstandsfähiger als hochgezüchtete Blumen; gut sind auch kleine vielfältige Wildblumeninseln oder Küchenkräuter, die blühen.
- Weniger häufigeres Rasenmähen erhält Wiesenblumen. Auch kleine Bereiche, die stehen gelassen werden, nützen bereits.
- Baumstümpfe oder Totholz in Gartenecken liegen lassen.
Mehr Tips und Hinweise lassen sich dazu beim NABU finden.
Bunte Meter
Wie die Initiative „Bunte Meter“ zeigt, kann viel dafür getan werden, dass Insekten und Bienen wieder Lebensräume und Nahrungsangebote erhalten. In einem einzigen Privatgarten können sich, für uns kaum bemerkt, bis zu 100 Wildbienenarten aufhalten. Gerade diese Vielfalt ist bedeutend, denn teilweise sind einzelne Arten auf bestimmte Pflanzen und deren Bestäubung spezialisiert. Umso bedeutender ist es, Lebensräume zu erhalten oder biologische Vielfalt im Kleinen wieder zu erschaffen. Dafür kann jeder Einzelne in seinem Garten oder auf dem Balkon etwas tun.
Insektenhäuser
Bestehen keine Möglichkeiten natürliche Bedingungen anzubieten, können künstliche Nist- und Überwinterungshilfen weiterhelfen. Die sogenannten Insektenhotels müssten eigentlich „Insektenhäuser“ heißen, denn die Insekten und Bienen bewohnen diese über mehrere Monate oder überwintern darin. Vielfach finden sich Angebote von „Insektenhotels“ im Baumarkt o.ä., ein regelrechter Boom ist entstanden.
Insektenhäuser können auch selbst nachgebaut werden. Verwendet werden sollten dazu ausschließlich natürliche Materialien. Hartholz aus Obstbäumen, Buche oder Esche sowie Schilfrohr oder Bambus sind geeignet. Beim Bau gibt es aber einige Details zu beachten. Geeignete Anleitungen finden Sie dazu bei den Naturschutzverbänden wie dem NABU Jugend oder zum Beispiel bei der Initiative Wildbee aus der Schweiz. Jede Nistgelegenheit braucht einen guten Standort. Dazu eigenen sich sowohl Gärten als auch Balkone. Das Haus und das Nistmaterial sollte von allen Seiten vor Regen und Witterung geschützt sein und fest montiert werden, damit es nicht im Wind schaukelt. Zudem bietet sich eine Ausrichtung nach Südosten oder Osten an.
Wichtig ist zudem, den Bienen und Insekten in ihrem Flugradius von ca. 200 bis 300 Metern genügend Nahrungsquellen anzubieten. Am besten mit Insekten freundlichen heimischen Pflanzen. Heimisch bedeutet in diesem Sinne auch regional und dem Boden entsprechend Standortgerecht. Bei der Initiative Blühende Landschaften und Mellifera lässt sich mehr erfahren über Insektenfreundliche, Standortgerechte und regionale Pflanzen. Gerne senden wir Ihnen auch weitere Informationen und Literaturtipps zum Weiterlesen zu.